Tragende Rollen vom Körchower Waldweg
08.04.2011
Seit 20 Jahren mischt die Förderelemente Mecklenburg GmbH auf dem weltweiten Rollen-Markt mit.
Körchow – Wenn heute Abend der Kröpeliner Thomas Schuster im Gesellschaftshaus „Zum Raben“ auf einer Betriebsfeier über seine Rollen spricht, wird es vor allem um Stahl, Alu und Kunststoff gehen. Der jetzt 57-Jährige hatte nämlich am 29. November 1991 gemeinsam mit seinem ehemaligen Ingenieurskollegen von der Rostocker Neptunwerft, Bernd Lehmann, und fünf Männern von der LPG „Deutsch-Sowjetische Freundschaft“, am Waldweg in Körchow. die Förderelemente Mecklenburg GmbH {FMG) ins Rollen gebracht.
Hier werden, heute von immerhin 35 Mitarbeitern, Transportrollen für Stück- und Schüttgut sowie Tragrollen produziert und vertrieben. Während der allererste selbst besorgte Auftrag nach Schwerin ging, laufen die Rollen aus Körchow mittlerweile überall in Europa sowie auch in Amerika, Afrika und Asien. Denn die FMG liefert u.a. an Zwischenhändler oder Anlagenbauer, die dann wiederum quasi den Endverbraucher mit den Körchower Produkten beglücken. Sie gehen auch an Supermärkte, Flughäfen, Brauereien, Kiesförderer und Agrarbetriebe. Direkt vom Waldweg wird nach Ungarn, in die Schweiz, Tschechien, in die Slowakei und nach Schweden geliefert. „Wir haben gut zu tun und den Anspruch, jede Rolle zu fertigen, die gebraucht wird. Man kommt an uns nicht mehr vorbei“, sagt Geschäftsführer Thomas Schuster selbstbewusst. Er war bereits lange vor der Wende mit der Familie von Rostock nach Kröpelin gezogen.
Hier arbeitete der einstige Reparatl1rwerft-Technologe dann als Energetiker in der hiesigen LPG. Zudem war er Vorsitzender der betrieblichen Revisionskommission. Der Ober-Controller sozusagen. Mit der Wende fand Thomas Schuster dann Arbeit im Ruhrgebiet, bei einem Rollenbauer. Dort „lernte“ er praktisch das neue Beschäftigungsfeld anderthalb Jahre lang kennen. Auch sein einstiger Werftkollege fuhr für ein Vierteljahr zum „Rollenstudium“ in den fernen Westen. Dann machten sich die beiden Männer mit Maschinenund Know-how-Unterstützung ihrer bisherigen Arbeitgeber selbstständig. ,,Das war eine gute Entscheidung“, sagt Geschäftsführer Bernd Lehmann rückblickend.
Was zunächst auch von den Partnern als Filiale gedacht war, kam schnell auf die eigenen Rollen. Auch mit selbst ausgeknobelten Technologien. Nicht wenige Landwirtschaftbetriebe der Region suchten z.B. bald Ersatzrollen für die alten DDR-Förderbänder. Körchow sorgte prompt für Nachschub.
Die FMG scheint überhaupt gut mit der Umgebung verbunden zu sein. So unterstützt die Firma u.a. den Jugendsport des Kröpeliner SV, den dortigen Schulverein, den KKV 81, das Schmadebecker Dorfrockfestival, die Hockey-Eisbären und den Segelverein Kühlungsborn. ,,Als Kind segelte ich in einer Rostocker Betriebssportgemeinschaft, getragen von den großen Werften. Heute müssen eben andere Firmen ran, wenn Kinder und Jugendliche Ähnliches machen sollen“, begründet der Familienvater das Engagement seiner Firma in diesem Bereich. Aber auch auf anderen Gebieten ist man mit dem Umland vernetzt: So kommen täglich zwei Beschäftige der Kröpeliner Werkstätten zur Arbeit nach Körchow – hier wartet eine behindertengerechte Montagemaschine auf sie. ,,Und wir zahlen viel Gewerbesteuern beim Amt in Neubukow“, wirft Thomas Schuster ein. Deshalb verstehe er nicht, dass die Gemeinde Biendorf, zu der Körchow gehört, die FMG nicht unterstütze. Man spüre nicht, dass es auch für dieses Unternehmen eine Gemeinde gäbe, heißt es. Aber trotzdem schaut das Geschäftsführertrio zuversichtlich nach vorn. „Es ist wichtig, dass wir einen Plan für die Zukunft haben“, sagt Thomas Schuster und begründet damit, dass er seine Tochter Anja vor gut zwei Jahren bat, ihre Sparkassenkarriere, als Ospa-Filialleiterin in Warnemünde und Rostock-Lichtenhagen, abzubrechen und in die Körchower Firmenleitung zu kommen. Ihr Vater meint: ,,Das Weiterführen ist ein bedeutsamer Punkt!“
Vom Thomas Hoppe | Zeitung: Ostseezeitung